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Sonett


Das klassische Sonett besteht aus 14 Verszeilen im 5-hebigen jambischen Verstakt. Ein Jambus setzt sich aus einer unbetonten und einer betonten Silbe zusammen. Funf solcher Jamben bilden also in der Regel die Verszeile. Strukturiert werden die Verszeilen in 2 Quartette zu je 4 Verszeilen und 2 Terzette zu je drei Verszeilen. Die Endreime der Verszeilen folgen einem strengen Muster, wobei die Ordnung in den Quartetten zwingend, in den Terzetten grundsätzlich dichterisch frei ist.

Das Reimschema im deutschsprachigen Raum ist demnach: abba-abba-cdc-dcd oder abba-baab-cdc-dcd. Dieses gilt als die Reinform unter den Schemata. Daneben war und ist die Form abba-cddc-efe-fef gebräulich.

Hinzu kommt noch, dass die Endreime bevorzugt weich (=weiblich: Reimwort wird auf der vorletzten Silbe betont, zB „Gefieder“), oder zumindest alternierend weich und hart (= männlich: Reimwort wird auf der letzten Silbe betont oder ist einsilbig, zB „Gebälk“ oder „Schiff“) sind.

Inhaltlich ist der Dichter an das Prinzip der Dialektik gebunden. D. h. im ersten Quartett wird eine These (Satz) in den Raum gestellt, im 2. Quartett (Gegensatz) wird eine Antithese gegenübergestellt und in den beiden folgenden Terzetten wird anknüpfend an die These im 1. Quartett eine Synthese (Überwindung der Gegensätze) entwickelt, die im pointierten Schlusssatz in der letzten Verszeile kumuliert.

Diese Komplexität der Regeln darf einem Sonett keineswegs angesehen werden, denn diese Gedichtform ist in besonderer Weise dem Klang und der Leichtigkeit verpflichtet – daraus leitet sich auch der Name „Sonett“ = „Tönchen“ her - von „sonare“ (ital.) = tönen, klingen.

Anmerkung:
Jede Klassifizierung, so auch die des Sonetts innerhalb der gebundenen lyrischen Formen, ist historisch gewachsen und entwickelt sich natürgemäß im Spannungsfeld oftmals sehr kontroversieller Diskussionen. So gab und gibt es viele Spielformen. Sie alle unterscheiden sich formal vom gemeinhin als klassisch anerkannten Modell durch kleine Abweichungen bis hin zur faktischen Unkenntlickeit.


Beispiel:

Südwind

Der Südwind freit und wiegt sein Wellenreich
Erformt, geschöpft in Lichtgedankenspielen
Und dreibegabt in Einsgestalt aus vielen
So unermesslich vielen Wogen. Gleich

Erschöpft sich nie. Aus Wissen folgt ein Zielen
Sich aus der See zu bäumen, im Verstreich
Tangieren wie verlieren, sich als weich
Erspürt, zurückgesogen aus den Prielen,

Reich an Erwogtem, schließlich rückzukehren.
Gelöst der Berg, das Tal, das Rauschen, auch
Osiris sammelt sich, verschmilzt. Vermeeren

Sieht jene Woge freudig ihren Hauch
Und wird als Eines eins. Den Südwind mehren -
Mich schöpft es wieder, mach’ von mir Gebrauch

© Friedrich

Rhythmus

–X –X –X –X –X
–X –X –X –X –X –
–X –X –X –X –X –
–X –X –X –X –X

–X –X –X –X –X
–X –X –X –X –X –
–X –X –X –X –X –
–X –X –X –X –X

–X –X –X –X –X –
–X –X –X –X –X
–X –X –X –X –X –

–X –X –X –X –X
–X –X –X –X –X –
–X –X –X –X –X

 

Reimschema

a (männlich)
b (weiblich)
b (weiblich)
a (männlich)

b (weiblich)
a (männlich)
a (männlich)
b (weiblich)

c (weiblich)
d (männlich)
c (weiblich)

d (männlich)
c (weiblich)
d (männlich)


Zeichenerklärung:

Unbetonte Silbe: – (im Text nicht fett)
Betonte Silbe: X (im Text fett)
Versfuß: –X (Jambus)
Reimwörter: a, b, c, d (im Text kursiv)


Weitere Informationen über die Gedichtform Sonett finden sich im ÜberblicK auf Wikipedia und vertiefend in ZaunköniGs Sonett-Archiv.


© Friedrich