Mäandernder Nebenfluss des
Orinoco, Venezuela
(Bild: © Renate Wandl)
Der Anspruch
Das Publikum kann sich auf einen Abend freuen, bei dem es all
die Alltagssorgen an der Garderobe abgeben (wenn es dies will)
und sich in bequemen Stühlen zurücklehnen kann, um sich
einfach nur von einem Klangstrom tragen zu lassen – ohne
dazwischen applaudieren zu müssen, ohne sich Gedanken über
irgendetwas machen zu müssen – am wenigsten darum,
was meine der da auf der Bühne nun mit diesem und jenem Satz
oder gar, was bedeute um Himmels Willen jetzt dieses Wort?
Oder denkt jemand vielleicht, wenn er sich bei einer Wanderung
an der Schönheit eines blühenden Baumes erfreut, sofort
an dessen wissenschaftlichen Artnamen, seine Zuordnung zu einer
bestimmten Gattunng, seinem Vorkommen in diesem oder jenem Habitat
oder seine wirtschaftliche Verwertbarkeit? Wohl kaum – außer
es sei denn, er wäre in irgend einer Weise beruflich einschlägig
vorbelastet. Jener wird von etwas berührt werden, das
tief in seinem Inneren eine Stimmung erzeugt, etwas zum Schwingen
bringt.
Sich einfach nur dem Klang hinzugeben, gleich welches Instrument
ihn erzeugt (ob an diesem Abend die Gitarre oder die Stimme),
zu erfahren, zu spüren, was er in einem innerlich auslöst,
befreit doch ungemein und lässt den inneren Fluss wieder
mäandern. Es ist die Ästhethik in ihrer spielerischen
Form, wie sie in der Natur überall zu finden ist –
ob zurückhaltend oder verschwenderisch, ob herb oder überwältigend,
ob kontemplativ oder berauschend. Störenfried ist einzig
unser Werkzeug, der Denker, ihm haben wir wohl manchmal die verkehrte
Rolle eingeräumt und vergessen, ihn wieder in unsere Werkzeugkiste
zurückzulegen...
Das ist der künstlerische Anspruch in unser Konzept,
in unsere Veranstaltung, in unseren Abend, den wir unserem Publikum
bieten wollen, nicht mehr und nicht weniger:
Klang & Stimmung ... Mäandern gleich
© Friedrich
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